Ein Forscherleben zwischen den Weltkriegen
Biographischer Roman
Beim Ausbruch des 1. Weltkriegs ist Helmut Westphal zwölfJahre alt. Als sein Bruder eingezogen wird, will er mit an die Front, um den Misshandlungen durch seinen Vater zu entkommen. Um seine Familie zu ernähren und Geld für sein Studium zu verdienen, verdingt er sich in der Landwirtschaft. Nach Studienabschluss bekommt er Aufträge, landwirtschaftliche Betriebe im Ausland zu modernisieren, eine Kooperative deutscher Auswanderer im Regenwald von Paraguay, danach ein Meiereiprojekt in der mongolischen Steppe. Aber er reist vergeblich um die halbe Welt, beide Unternehmen stehen vor dem Ruin. Stattdessen bekommt er Aufträge als Karawanenführer, Dolmetscher und Forscher in der Mongolei und in Tibet. Mehrfach wird er gebeten, verschollene Deutsche und Schweden in Xinjiang zu suchen. Dabei gerät er in Gefangenschaft und Lebensgefahr. Schließlich bekommt er eine Anstellung als Ostasienkorrespondent in Mandschukuo, dort lernt er seine Frau kennen. Als das NS-Regime Deutschland übernimmt, schließt er sich dem Widerstand um Admiral Canaris an. 1945 überfällt und zerstört die Sowjetunion Mandschukuo, Helmut Westphal wird in Gulags verschleppt. Seine Frau flieht mit ihren Kindern nach Harbin zu ihrer sibirischen Mutter. In der Nachkriegszeit versucht die Familie, ihre Überlebenden wieder zu finden. In diesem Band geht es um die Generation nach der Geschichte im Buch "Glut im Eis – vier Generationen in fünf Diktaturen".
Paperback, 14,8 x 21 cm , 620 Seiten, ISBN 978-3-89998-411-8 , €22,90 EUR
Anthea-Verlag, anthea-verlag.de/products/inge-ruth-marcus-wasser-unter-wusten oder im Buchhandel
E-book, erscheint demächst im XPUB Verlag.
Pressemitteilung zum Erscheinen des Buches im Juli 2023
Hohe Aktualität des Buches
Auch in diesem 2. Band der Romanreihe hätten die historischen Hintergründe der Handlung als Blaupause für den Angriffskrieg gegen die Ukraine und die gewaltsame Verfolgung ihrer angestammten Bevölkerung dienen können. Es gibt Übereinstimmungen bei der Annexion von riesigen Gebieten zwischen Mongolei und Beispiel ist Xinjiang. Es hatte sich im 19. Jahrhundert den Status einer eigenständigen Provinz (Khanat) erkämpft. Der Zar löste das Khanat auf, und vereinte es mit dem Russischen Reich. Nach dem Sieg der Kommunisten kontrollierte die Sowjetunion Xinjiang und errichtete dort eine Militärbasis. Aber auch China kämpfte mit der UdSSR um Land und Einfluss zwischen der Mongolei und Tibet, einschließlich Xinjiangs. Es gewann die Kontrolle über weite Regionen und gliederte Xinjiang später in die Volksrepublik ein. Dann griff es auf Tibet zu. Zur Zeit der Handlung des Buches war Tibet noch ein eigenständiger Staat, allerdings bereits militärisch von China bedroht. Nach der Aufnahme von "Verhandlungen " mit China unterzeichneten von dem anerkannte "Repräsentanten " unter politischem Druck ohne Regierungsvollmacht ein Dokument, das die Angliederung Tibets an China festgelegte. Ab 1930 gab es eine weitere Invasionsmacht mit Expansionsinteressen in der Region. Japan überfiel China, die inneren Mongolei ganz Südostasien.
In der Ukraine gab es ein ähnliches Bild: Russland annektierte die Krim auf der Grundlage des "Referendums " vom 16. März. Das war von lokalen prorussischen Kräften der Minderheitspartei Russische Einheit unter bewaffnetem `Schutz ́ inszeniert worden. Mit Putins Unterschriften wurde die Integration ukrainischer Gebiete formal festgelegt und eine Flottenbasis installiert. Schließlich erklärte Putin die Gebiete Cherson, Saporischschja, Luhansk und Donezk zum Staatsgebiet Russlands.
Rezensionen
Dieses Buch ist ein Denkmal in seinem eigentlichen Sinn, nämlich als Aufforderung: Denk mal! Gemeint ist die Erwartung, beim interessierten Leser die Erinnerung zu wecken bzw. wach zu halten an eine bemerkenswerte Persönlichkeit, deren dramatische Lebensgeschichte in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ansonsten dem Vergessen preisgegeben würde: Es handelt sich um die Geschichte des Schriftstellers, Fotografen, Pianisten, Land- und Molkereiwirtes, Asienforschers und Karawanenführers Helmut Westphal, Vater der Autorin Inge Ruth Marcus.
Wie schon bei ihrem ersten Band, dem biografischen Roman "Glut im Eis - vier Generationen zwischen fünf Diktaturen" über ihren Großvater Josef Naumann, der als deutscher Kaufmann in Wladiwostok lebte und arbeitete, im 1. Weltkrieg in die zaristische Verbannung und im 2. Weltkrieg in stalinistische Gulags gerät, hat Inge Ruth Marcus auch hier in akribischen Recherchen viele Dokumente, Zeugnisaussagen, familiäre Erinnerungen sowie in historischen Archiven zugängliche Quellen zu Rate gezogen und zu einer einfühlsamen Biographie verdichtet. Sie lässt den Leser gebannt teilhaben an den vielen Begegnungen, Dialogen und Konflikten mit maßgeblichen Personen seines zeitgenössischen Umfeldes, unter ihnen auch aus anderen Zusammenhängen bekannte bedeutende Persönlichkeiten wie den Asienforscher Sven Hedin und den späteren Widerstandskämpfer gegen die Naziherrschaft, Admiral Canaris. Insbesondere die differenzierte und kritische Entmythologisierung des späteren Naziverehrers Sven Hedin dürfte manchen Lesern auch heute noch ein Aha-Erlebnis bescheren.
Nach einigen unerfüllten amourösen Träumen und Beziehungen, die Helmut Westphal aufwühlten, ist die Schilderung seiner Begegnung und nachfolgenden Liebesgeschichte mit Sinaida Naumann gegen Ende des Buches besonders anrührend. Sie ist die Mutter der Autorin.
In Helmut Westphal begegnet uns eine beeindruckende Persönlichkeit, die unter extrem schwierigen Bedingungen und den dramatischen Umbrüchen der damaligen politischen Verhältnisse sich seine unverwechselbare Identität erkämpfte. Sein Lebensweg wirft beim kundigen Leser die klassische philosophische Frage auf: Wird die Persönlichkeit und Biographie eines Menschen eher durch die jeweils herrschenden Verhältnisse geprägt, oder formt sich das Ich vor allem aufgrund des individuellen Bewusstseins, angeborener Begabungen und Charaktereigenschaften und Prägungen des Elternhauses oder – wie hier – der kriegerischen Epoche. Es macht eine Faszination der Lektüre aus, dass ihre Beantwortung zwischen beiden Optionen changiert und dem Leser die Entscheidung darüber überlässt.
Das Buch setzt nachdenkliche und anspruchsvolle Leser voraus, die sich nicht nur auf die Biographie Helmut Westphals einlassen wollen, sondern auch an den historischen und politischen Hintergründen in Europa, Süd-Amerika und dem fernen Osten in Sibirien, China, der Mongolei, Tibet und Japan, zwischen und während der beiden Weltkriege interessiert sind. Letztere sind für uns Westeuropäer zumeist weiße Flecken auf der politischen Landkarte unseres Bewusstseins. In der lebendigen, lesefreundlichen Verbindung beider Elemente liegt eine besondere Stärke dieses Buches.
Nachbemerkung: Ich ziehe aus sprachästhetischen Gründen die traditionelle Schreibweise vor und verzichte damit bewusst auf eine künstlich gendergerechte Schreibweise.
Christoph Huppenbauer, Theologe, Januar 2023
Dieser historische Roman ist der zweite einer biografischen Generationen- Trilogie. Der erste, Glut im Eis – vier Generationen zwischen fünf Diktaturen, folgt dem vom Leben des Großvaters der Autorin (mütterlicherseits). Dieses zweite Buch zeichnet das Leben ihres Vaters, Helmut Westphal, nach, von seiner Kindheit und Jugend in einer gespaltenen Familie im 1. Weltkrieg in Bielefeld, Deutschland, über seine Studien der Landwirtschaft, die ihn in ferne Länder wie Schweden, Paraguay und die Mongolei führen. In der ersten Hälfte des Buches sucht Helmut, der eigentlich Musik und Sprachen studieren wollte, nach seinem Weg unter den Bedingungen der kriegerischen Zeit.
Aufgrund eines Zufalls landet er in China, von wo aus er unbeabsichtigt zum Experten für Karawanenführung, Rettung verschollener Deutscher und Forschung in zum Teil lebensgefährlichen Expeditionen wird. Die Forschungsthemen variieren von Geologie über Paläontologie bis hin zu Kultur, speziell Religionen. Zweimal kommt Helmut in Haft, entkommt jedoch jeweils mit Hilfe von Freunden und List. Dieser Teil des Buches ist reich an Informationen über die damalige Situation in China, der Mongolei, Tibet, Japan und Korea. Daneben kann der Leser Helmuts spannende Reiseerfahrungen und wegweisende, lebenslange Freundschaften aus zufälligen Begegnungen nachvollziehen.
Der Rhythmus und Spannungsboden des Romans steigt in seiner zweiten Hälfte mit den Expeditionen und politischen Themen erheblich an, zu denen nicht zuletzt die rasante Zunahme und Bedrohung des Nationalsozialismus gehören. Die letzten siebzig Seiten sind fesselnd und tragisch. Der Leser kann sich stark mit Helmut und seiner Familie identifizieren, erkennt aber auch einen Bezug zur Gegenwart. Achtzig Jahre nach den in diesem Buch dargestellten Ereignissen spüren wir immer noch die Bedrohung durch faschistische Strukturen und Diktaturen und erleben unerträgliche Gewalt und Leid, neben aktuell in der Ukraine, Israel und Gaza in weiteren ca. 70 Ländern.
Literarisch gesehen liegen die Stärken des Romans in der Beschreibung der Orte, der Menschen und Kulturen, der Veranschaulichung der komplexen politischen Situationen und unendlichen gewalttätigen Auseinandersetzungen in den Handlungsgebieten des Romans sowie dem Rhythmuswechsel auf den letzten siebzig Seiten. Das Bild von Wasser unter Wüsten ist in dem Hauptteil über die Expeditionen konkret – aber auch symbolisch für das wechselvolle Leben des Protagonisten gut entwickelt, wo Wasser eine akute Frage von Leben und Tod bedeutet. Es gibt eine umfangreiche Verwendung von Vorhersagen, wie in „Die Freunde konnten nicht ahnen, dass sie sich nie wiedersehen würden“, die einerseits Spannung erzeugen, andererseits auf die Berichte über katastrophale Ereignisse vorbereiten
Dieser zweite Roman ist ein würdiger Nachfolger des ersten und würde als solcher in die Fernsehserie passen, die ich für den ersten vorgeschlagen hatte.
Dr. Ruth Caldwell, Literaturwissenschaftlerin, Decorah, Iowa, USA, Februar 2024
Nach der Lektüre des zweiten Bandes der beeindruckenden biografischen Romanreihe schrieb ich der Autorin: "Sie sind eine talentvolle Schriftstellerin und eine begnadete Historikerin. Das Leben der handelnden Personen in der kriegerischen ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und die Schicksalsschläge, die sie erlitten, aber auch ihre kleinen Siege über die jeweilige willkürliche Übermacht werden uns lebendig und spannend vor Augen geführt. Und alles beruht auf historischen Fakten. Sie müssen über ein riesiges Archiv verfügen. Hoffentlich findet die dokumentarische Reihe Platz – aus meiner Perspektive gesprochen – in den Universitätsbibliotheken."
Das Buch „Wasser unter Wüsten – Ein Forscherleben zwischen den Weltkriegen“ ist dem Vater der Autorin gewidmet. Die Stationen seines Arbeits- und Forscherlebens wechseln zwischen Deutschland, Schweden, Paraguay, China, der Mongolei, Tibet, Mandschukuo und Japan. Die länderspezifischen und historischen Hintergrund-Informationen sind authentisch. Persönliche Berichte basieren auf umfassender privater und fachlicher Recherche. In den Nachkriegswirren des 1. Weltkrieges ist das übergreifende Thema des Lebens von Helmut Westphal (Pseudonym) die Suche nach einem sinnvollen, selbstbestimmten Leben. Die führt ihn zu einer Reihe überraschender Wendungen und vielseitigen verantwortlichen Aufgaben in fremden Umgebungen. Dabei erfahren wir u.a., wie Machtkämpfe zwischen mongolischen Fürsten und Befreiungsbewegungen von den umgebenden Großmächten instrumentalisiert werden. Es ist die Offenheit von Helmut Westphal gepaart mit Grenzen überschreitendem Mut, die ihn zu einem gefragten Forscher, Fachmann und Schriftsteller machen. Auch im Nationalsozialismus findet er einen Weg, seine Fähigkeiten konstruktiv einzubringen: als politischer Maulwurf und Mitglied einer Widerstandsgruppe, im Netzwerk von Canaris, dem Leiter des militärischen Geheimdienstes der Wehrmacht, gegen das Nazi-Regime. Sein Leben und Schaffen endet tragisch in einem russischen Gulag, aber dieses Buch hält die Erinnerung an ihn, seine Familie, zentrale Begegnungen und seine Zeit fest.
Prof. Manfred Peters, emeritierter Ordinarius der Universität von Namur, Belgien, Januar 2024